Die Sonnenfinsternis vom 21.Juni 2001 in Sambia


Expedition zur totalen Sonnenfinsternis am 21.06.2001

Nach dem Reinfall mit der 1999er Sonnenfinsternis, entstand die Idee zur 2001er Sonnenfinsternis zu reisen. Im September 2000 bekam ich die Information über einen Flug zur Sonnenfinsternis: Hinfliegen , Sofi ansehen, zurückfliegen - in ca. 36h! Das war es! Vor allen Dingen war der Preis, gegenüber einer längeren Reise, ein Argument!

Diese totale Sonnenfinsternis war eine ganz Besondere - die erste im neuen Jahrtausend und zum Sommersolstitium !

Die persönlichen Eindrücke von Martina und Sven sind hervorgehoben.

Die Reise begann am Dienstag den 19.06.2001mit einer Busfahrt nach Wien. Es ging um 20:00 Uhr MESZ vom Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) in Berlin los.

Im Bus war es eng und unbequem. Dazu kam natürlich auch noch jede Menge Aufregung, so daß an Schlaf kaum zu denken war.

Am 20.06. sind wir dann planmäßig um 06:30 Uhr MESZ in Wien angekommen. Der Versuch auf dem Busbahnhof ein Schließfach zu nehmen scheiterte erst einmal daran, daß wir nicht genügend Münzen für ein Fach, das lang genug für unser Stativ war, hatten. Wir gingen also samt Gepäck erst einmal zu McDonald frühstücken. Dann kamen wir auf die Idee man könne sich ja schon mal um Fahrkarten für die Weiterfahrt zu Flugplatz kümmern. Voller Tatendrang stürmten wir erst einmal zum Automaten. Von Berlin ist man da ja schon einiges gewohnt, aber diese Maschine war weder, wie es so schön in neudeutsch heißt, intuitiv bedienbar und eine Anleitung existierte schon gar nicht. Es blieb uns also nichts anderes übrig als uns zum Fahrkartenschalter zu begeben, uns als Touristen zu outen und zwei Fahrkarten zu verlangen. Die bekamen wir dann auch für umgerechnet 12,-- DM. (Die spinnen, die Wiener). Der Fahrkartenverkäufer sagte uns noch, daß der Zug in 3 Minuten fahre, und da auf den Fahrscheinen vermerkt war, daß diese für den sofortigen Fahrtantritt bestimmt seien gingen wir also zum Zug und fuhren zum Flughafen.

Auf dem Flughafen konnten wir dann eigentlich nur abwarten daß es mit dem Einchecken los ging dem Einchecken los ging. Das war für kurz vor 15:00 Uhr MESZ zu erwarten. Damit uns die Zeit nicht zu lang wurde wurden dann von der Flughafenpolizei zwei Bombenalarme, verursacht durch unbeaufsichtigtes Gepäck, veranstaltet. Jedesmal mußte die Abflughalle komplett geräumt werden und dann gingen die Sprengstoffexperten ans Werk.

Irgendwann hatte die Warterei dann aber doch ein Ende und wir konnten einchecken. Hier verlief alles reibungslos. Unser Gepäck wurde gleich auf Wagen geladen, damit nicht irgendwelche Geräte durch unsanfte Behandlung zu Schaden kommen, und mit der gebotenen Sorgfalt zum Flugzeug transportiert.

Unser Flug startete dann mit einigen Minuten Verspätung. Nach dem Start versuchte man uns dann nach allen Regeln der Kunst zu verwöhnen: Essen, trinken, Videofilme, Musik...

Etwas mehr Schlaf statt des Verwöhnprogramms wäre mir persönlich nach der fast schlaflosen Nacht im Bus lieber gewesen... Aber nach 3 Stunden relativer Ruhe war dann auch schon wieder Schluß mit Schlafen, denn unser Pilot teilte uns Pilot teilte uns mit, daß wir genau jetzt den Äquator überfliegen und daß es gleich Frühstück gibt. Zum Glück hat mich keiner blöd von der Seite angequatscht.

Nach dem Start beginne ich mit den Messungen der sekundären kosmischen Strahlung. Jeder hat einen Monitor vor sich, auf dem man sehen kann, wo das Flugzeug entlang fliegt. Parallel dazu zeigt uns Martina's GPS-Empfänger die Position an. Nach einiger Zeit kommt auch bei mir die Müdigkeit. Schlafen ist schwierig da hinter uns einige Personen sich lautstark unterhalten. Am Äquator messe ich noch einmal, dann sind wir auch schon fast da.

In Lusaka hatte man extra für uns um 3:00Uhr Ortszeit den Flughafen geöffnet. Trotzt der frühen Stunde und der ungewöhnlichen Arbeitszeit waren die Mitarbeiter des Serviceteams bemerkenswert aufmerksam und freundlich. Auch die Erledigung der Einreiseformalitäten ging reibungslos vonstatten. Die Zollbeamten waren zwar anwesend, kontrollierten jedoch keinen aus unserem Flugzeug.

Nachdem wir unser Gepäck in Empfang genommen hatten kam dann beim Verlassen des Flughafengebäudes die erste Überraschung: Entgegen allem was man so von Afrika erzählt war es kalt (8°C)!

Was sollten wir jetzt tun? Zurück ins warme Flughafengebäude? Oder zum Beobachtungsplatz gehen? Wir entschieden uns für die letztere der beiden Möglichkeiten. Schließlich wollten wir ja noch ein bißchen was vom Süd(sternen)himmel sehen.

Eine Mitarbeiterin des Serviceteams führte uns auf das für uns reservierte Gelände. Man war gerade dabei Zelte aufzubauen. Offensichtlich sollte dort ein richtiges Volksfest stattfinden. Langsam sprach sich herum, daß sogar der Präsident von Sambia kommen sollte. Durch die Aufbauarbeiten und die dazu benötigte Beleuchtung, sowie der Tatsache daß die Dämmerung kurz bevor stand war eine photographische Aufnahme vom Südhimmel leider unmöglich geworden. Wir versuchten uns nun visuell am Südhimmel zu orientieren: Venus und Mars waren leicht zu identifizieren. Da Mars gerade im Skorpion steht war dieser, der hier übrigens vollständig zu sehen ist, relativ leicht zu finden. Ansonsten war hier alles irgendwie verdreht... Zum Beispiel steht im Sommerdreieck die Leier unten und der Adler oben. Dann kam die Dämmerung und wir bekamen einem wirklich malerischen Sonnenaufgang zu sehen.

Als es ausreichend hell war gingen suchten wir uns einen Platz für unsere Beobachtungen. Man hatte für uns eine Fläche neben dne Fläche neben dem Festplatz abgesperrt, die als „technical Area“ gekennzeichnet war. Als erstes starteten wir die Helligkeitsregistrierung von Wolfgang. Mit den anderen Aufbauarbeiten warteten wir bis die Temperatur etwas angenehmer war.

Nachdem das Stativ aufgebaut und die Montierung eingesüdet war konnten wir nicht viel mehr machen als auf den ersten Kontakt warten.

Messung

Bis jetzt war alles glatt gegangen,doch nun gab es doch noch eine kleiner Panne, die aber zum Glück die einzige bleiben sollte: Der Akku für den Nachführmotor gab den Geist auf. Ein Videoakku sorgte für Ersatz.

Jetzt kamen immer mehr Menschen auf den Festplatz, so daß bald ein buntes Treiben herrschte. Es gab nun auch einen Ansager, der eine Endloskassette verschluckt haben mußte, denn er sagte immer wieder das gleiche: „Heute findet hier eine totale Sonnenfinsternis statt... Unser Präsident wird kommen... Nicht ohne Schutzbrille in die Sonne gucken... Zambia ist ein freundliches Land mit freundlichen Menschen... kommen Sie nach Sambia... Wir haben hier die Viktoriafälle ...““

Es war nun noch etwas Zeit um sich auf dem Platz umzusehen und ein paar Fotos zu schießen. Natürlich wurde auch noch das Beobachtungsprogramm mehrmals im Kopf durchgespielt.

Endlich war es soweit: Für 11:41:55 UT war der der erste Kontakt vorausberechnet. Jetzt wurde es spannend! Es mußten regelmäßig Fotos bzw. Videoaufnahmen gemacht werden. Zwischendurch wurde natürlich auch immer wieder mal ganz einfach durch die Sonnenfinsternisbrille geguckt. Die Anzeige der Helligkeitsregistrierung zeigte auch einen langsamen aber stetigen Helligkeitsabfall, der mit dem bloßen Auge während des größten Teils der 1. Partiellen Phase nicht zu erkennen war. Erst kurze Zeit vor der Totalität stellte sich eine merkwürdige Dämmerung mit gräulichem Licht ein. Auch die Temperatur nimmt deutlich spürbar ab. Kurz vor der Totalität könnte man fast schon wieder die Jacke anziehen.

Und dann: Die Totalität! Es ist nicht in Worte zu fassen, man muß es gesehen haben.

Beginn

Ich halte die Videokamera in der Hand, um die Umgebung und den herannahenden Mondschatten aufzunehmen. Sekunden vor der Totalität scheint etwas am Boden entlangzuhuschen - die fliegenden Schatten! Danach - Faszination! Die Totalität! Nun das Polarisationsfilter vor die Kamera und in verschiedene Stellungen bringen. Dabei bloß nichts verstellen! Es ist ein phantastischer Anblick. Mir verschlägt es die Sprache! Nun noch ein Blick durch den Feldstecher - Eine Protuberanz hebt sich vor der Korona ab! Schnell das Fernglas Martina geben und gleichzeitig auf ihren Fotoapparat das Polarisationsfilter aufschrauben. Noch einen Moment visuell hinsehen. Da! - Der Diamantring ! Schnell die Sonnenfilter wieder auf die Geräte aufsetzen. Jemand schreit - „Die fliegenden Schatten!“. Es wird wieder heller - die Totalität ist vorbei. Nun muß ich mich vor Aufregung erstmal hinsetzen.

Mitte

Es ist nur noch eine ganz Schmale Sichel zu sehen. Bis zur Totalität sind es nur noch Sekunden. Ich nehme die Kamera mit dem Objektivprisma mit der ich das Flash-Spektrum Photographieren will. Die Sonne ist jetzt weit genug verfinstert, so daß ich das Spektrum ohne Folienfilter betrachten kann. Schon das ist ein wunderschöner Anblick und einen Druck auf den Auslöser wert. Vorsichtig öffne ich nun das Auge, das nicht durch die Kamera schauen soll und schiele aus dem Augenwinkel heraus in Richtung Sonne. Ist das jetzt die Perlschnur? Dann der Diamantring! Wahnsinn! Irgend jemand ruft etwas von Fliegenden Schatten. Und dann die Korona! Unbeschreiblich! Jetzt heißt es ruhig bleiben und wieder auf das Spektrum gucken. Hat sich im Spektrum wirklich etwas geändert, oder bilde ich es mir ein? Egal ich drücke den Auslöser. Jetzt schnell zum Stativ und der Kamera mit der ich die Korona photographieren wollte. Ich schaue durch den Sucher. Keine Korona zu sehen (Sch...). Ich nehme eine andere Kamera mit schwächerer Vergrößerung. Hier sehe ich die Korona eindeutig. Also drücke ich ab. Einfach die Belichtungsreihe durch. Dann drückt mir Sven den Feldstecher in die Hand. Es ist Wahnsinn!! Als ich den Feldstecher hinlegen will sehe ich auch warum ich in der auf dem Stativ befindlichen Kamera im Sucher nicht gesehen habe. Das Sonnenfilter war noch vor dem Objektiv. Nichts wie weg damit und noch schell eine Belichtungsreihe durchgezogen. Das läuft jetzt nur noch rein mechanisch ab, während ich mir die verfinsterte Sonne mit bloßem Auge ansehe. Sven sagt, daß das Polfilter auf der anderen Kamera sitzt. Noch schnell 4 Aufnahmen mit 0, 90, 180 und 270°. Dann wird auch schon wieder der Diamantring sichtbar. Schnell das Sonnenfilter wieder aufgesetzt (zum Glück war Sven trotz aller Aufregung und Hektik geistesgegenwärtig genug) und schnell eine Aufnahme hiervon, dann die Perlschnur und die ganz schmale Sichel. Es wird wieder hell. Wir liegen uns in den Armen, sind völlig fertig. Es gibt einfach keine Worte um so etwas zu beschreiben, man muß es miterlebt haben.

Ende

Während der zweiten partiellen Phase versuchen wir erst einmal die Eindrücke während der Totalität zu verdauen. Die Photos und Videoaufnahmen, die wir auch jetzt wieder in regelmäßigen Abständen machen sind fast nebensächlich. Jetzt merken wir auch wie kalt es während der Totalität war. Die Isomatte, die wir als Sitzgelegenheit mitgenommen haben, war deutlich beschlagen. Auch einige Gegenstande, die wir nun testhalber anfassen (z.B. Photoobjektive) und von denen wir wissen, daß sie vorher in der Sonne gelegen haben, sind spürbar kalt.

Nachdem sich die durch die Totalität ausgelöste Euphorie gelegt hatte verließen viele Menschen den Platz schon wieder.

Da wir noch reichlich Zeit bis zum Abflug haben nehmen wir die 2. partielle Phase bis zum Ende mit und beginnen mit dem Abbau erst als die Sonne nach dem 4. Kontakt wieder als runde Scheibe erscheint.

Wir begeben uns ins Abfertigungsgebäude und stellen uns zum Einchecken an. Die Leute, die die Sicherheitskontrollen durchführen sind sichtlich gestreßt. Sie sorgen eigentlich nur noch dafür, daß alles was nicht bei drei auf den Bäumen ist durchleuchtet wird.

Zum Glück habe ich meine Filme noch am Beobachtungsplatz aus den Kameras genommen und in die Hosentasche gesteckt. Die Tatsache, daß die Induktionsschleife anspricht als ich hindurchgehe wird der Schnalle meines Gürtels zugeschrieben. Eine weitere Kontrolle erfolgt nicht.

Im Flugzeug gibt es nach dem Start erst einmal für jeden ein Glas Sekt auf die erfolgreiche Beobachtung. Dann gibt es noch Abendessen und anschließend wird daß Licht gedämpft, so daß man die Möglichkeit hat ein wenig zu schlafen. Es kehrt auch erstaunlich schnell Ruhe ein.

Am Morgen haben wir vor dem Frühstück noch kurz die Gelegenheit einen Blick ins Cockpit zu werfen, dann landen wir auch schon wieder in Wien.

Wie fahren mit der S-Bahn zum Busbahnhof. Da der Fahrkartenschalter noch geschlossen hatte mußten wir führte diesmal kein Weg am Fahrkartenautomaten vorbei. Wie schienen aber alles richtig gemacht zu haben, denn der Kontrolleur im Zug hat nichts beanstandet.

Da unser Bus erst um 20:00 MESZ abfuhr mußten wir den Tag irgendwie in Wien verbringen: Den größten Teil unseres Gepäcks deponierten wir am Busbahnhof in einem Schließfach (diesmal hatten wir ausreichend Kleingeld). Da unser Tatendrang doch deutlich gedämpft war wechselten wir Spaziergänge in der Stadt mit Ruhephasen im Park ab.

Der Bus, den wir auf der Rückfahrt hatten war deutlich bequemer als der auf der Hinfahrt, so daß wir mit Unterbrechungen durch die Grenzkontrollen (Die Fahrt ging durch Tschechien) einige Stunden schlafen konnten.

Wieder in Berlin angekommen gab es erst einmal ein schönes Frühstück bei Sven's Eltern und dann, nach gut 3 Tagen, eine Dusche. Im laufe des Tages, inzwischen war es Samstag, mußten wir dann noch mehrmals ausführlich Bericht erstatten. In der folgenden Nacht konnten wir dann auch endlich wieder in einem Bett schlafen.

Am Sonntag ging es dann für eine Woche zum Bodensee. Jetzt war Erholungsurlaub angesagt!

Jedenfalls haben sich die Strapazen und Kosten gelohnt - wir haben es nicht einen Moment bereut!! Im Gegenteil - wir sind der Meinung, daß jeder Mensch einmal im Leben eine totale Sonnenfinsternis gesehen haben sollte!!! (Sicherlich war es nicht unsere Letzte.)

Allen die zum Zustandekommen dieses Sonnenfinsternisfluges beigetragen haben gilt ein besonderer Dank! Besonders Herrn Walter Max Schwendenwein (unserem Piloten), ohne sein Engagement wäre dieser Flug nicht möglich gewesen. Ein herzliches Dankeschön auch an Rudolf und Thomas Conrad.


Martina Haupt & Sven Andersson



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